Skip to main content
/themes/custom/ufc/assets/img/default-hero.jpg

UFC vs. Boxen

Seit der Gründung der UFC im Jahr 1993 besteht eine gewisse Rivalität zwischen dem Box- und dem MMA-Sport. Als die UFC dem Boxen in den USA immer mehr den Rang ablief, wurden die Sticheleien der Vertreter des klassischen Faustkampfs immer lauter. Aber nur einer erklärte sich bereit, seine großspurigen Worte im Octagon mit Taten zu untermauern: der mehrfache Boxweltmeister James Toney. Im Duell zweier Legenden unterschiedlicher Sportarten debütiert er am kommenden Samstag bei UFC 118 gegen den fünffachen UFC Champion Randy Couture.

„In all den 13 Jahren, in denen ich im MMA-Sport involviert bin, wurden wir mit dem Boxsport verglichen“, sagt Couture. „Ich habe viele Boxer lästern hören, wie furchtbar unser Striking wäre und wie sie uns alle ausknocken würden. James prahlte, er würde diesen ausknocken, er würde jenen ausknocken und so weiter. Immerhin ist er derjenige, der seinen Worten auch Taten folgen lässt und einen Vertrag bei der UFC unterschrieb. Als es darum ging, wer ihn hier begrüßt, meinte ich nur: ‚Ich bin dabei! Ich trete gerne als Erster gegen ihn an.‘ Jetzt kommt es endlich zum Aufeinandertreffen zweier Weltklassekämpfer aus zwei unterschiedlichen Sportarten. Und das wird die Fragen vieler Menschen beantworten. Die MMA-Fans und die Boxfans werden alle zusammenkommen, um sich diesen Kampf anzusehen.“

Wochenlang versuchte James Toney, den UFC-Präsidenten Dana White zu überreden, ihn unter Vertrag zu nehmen. Er lauerte ihm sogar bei Pressekonferenzen und Interviewterminen auf. Schließlich hatte White genug und beschloss, an dem Profiboxer ein Exempel zu statuieren. Anstatt eines Aufbaugegners, wie es im Boxsport üblich wäre, bekommt Toney mit Randy Couture einen der besten und erfolgreichsten MMA-Kämpfer aller Zeiten vorgesetzt. Das tut seinem Selbstvertrauen jedoch keinen Abbruch.

„Jeder will wissen, was wirklich am besten ist: MMA oder Boxen“, sagt Toney. „Eine MMA-Legende kämpft gegen eine Boxlegende.“ Oder: Eine MMA-Legende kämpft gegen einen MMA-Anfänger. „Ich bin der am meisten gefürchtete Mann im Boxen der letzten zehn Jahre“, erzählt Toney weiter. „Ich bin der Beste. Basta! Randy Couture denkt, er sei besser als ich? Gott möge ihn schützen. Komm vorbei und hol‘ dir deine Tracht Prügel ab. Randy wollte diesen Kampf, Randy bekommt diesen Kampf. Am 28. August werde ich ihm in den Hintern treten.“

Woher „Lights Out“ seine Zuversicht nimmt? 72 gewonnene Profiboxkämpfe, von denen er 44 durch KO beendete. 31 gewonnene Amateurboxkämpfe, von denen er 29 durch KO beendete. Er stand mit anderen Boxgrößen wie Roy Jones Jr., Evander Holyfield, Hasim Rahman, Samuel Peter und John Ruiz im Ring und wurde selbst nie ausgeknockt. Der 42-Jährige hielt Weltmeistertitel im Halbschwergewicht, Cruisergewicht, Supermittelgewicht, Mittelgewicht und hält aktuell einen Titel im Schwergewicht.

Randy Couture hat sich in seiner Karriere ebenfalls mit reichlich Titeln schmücken können. Dreimal gewann er den Schwergewichtstitel, zweimal den Halbschwergewichtstitel. Somit ist er einer von nur zwei Kämpfern, die die Spitze zweier Gewichtsklassen erklimmen konnten. Insgesamt bestritt er 15 Titelkämpfe. Der 47 Jahre alte Ringer tritt seit 13 Jahren regelmäßig gegen die Besten der Besten des MMA-Sports an und ist mittlerweile auch ein Mitglied der Ruhmeshalle der UFC.

„James oder jeder andere Boxer, der denkt, er könnte in die UFC kommen und es nur mit seinen boxerischen Fähigkeiten zu etwas bringen, irrt sich gewaltig“, meint Couture. „Ich weiß wirklich nicht, ob James tatsächlich so eingebildet und arrogant ist, anzunehmen, dass er als reiner Boxer in die UFC kommen und Erfolg haben kann. Ich denke, dass er kämpferisch einige Schwächen hat und mein Job ist es, diese aufzuzeigen. Ich bin der Erste, der zugibt, kein Weltklasseboxer zu sein. Ich habe noch keine Weltmeisterschaft im Boxen gewonnen. Aber hier geht es nicht ums Boxen, es geht um den MMA-Sport. Es gibt noch viele andere Dinge, mit denen man sich in diesem Käfig auseinandersetzen muss.“

Das wurde dem UFC-Kämpfer Marcus Davis, einem ehemaligen Profiboxer mit einer Kampfbilanz von 17-1-2 bewusst, als er an der zweiten Staffel von The Ultimate Fighter teilnahm. Nach seiner Niederlage in der Finalshow nahm er eine Auszeit und beschäftigte sich intensiv nur mit Ringen und Bodenkampf. Das Ergebnis: Eine elf Kämpfe umfassende Siegesserie. Trotz seiner provokanten Kritik an allen Bereichen des MMA-Sports, die nichts mit dem Faustkampf zu tun haben, ist auch Toney nicht entgangen, dass Couture voraussichtlich nicht mit ihm boxen wird, sondern bevorzugt Techniken aus diesen anderen Bereichen einsetzen wird. Während seines Trainingslagers in Kalifornien trainierte er deshalb vor allem, wie man Takedowns und Würfe abwehrt und wie man schnell wieder vom Boden auf die Beine zurückkommt.

„Ich bin kein MMA-Kämpfer, sondern immer noch ein Boxer, der seinem Arsenal einige neue Waffen hinzugefügt hat“, erzählt Toney. „Ich liebe das Training für meinen MMA-Kampf. Das Konditionstraining ist großartig. Wenn ich schon vor zehn Jahren so trainiert hätte, wäre ich immer noch unbesiegt. Ich hätte jetzt eine Kampfbilanz von 85-0... mit 85 Knockouts.“

Boxtechniken sind zwar ein Teil des breiten Spektrums, das MMA-Kämpfer beherrschen müssen, Unterschiede zwischen den beiden Sportarbeiten gibt es jedoch reichlich: die Grundstellung, Beinarbeit und Körperhaltung ist beispielsweise anders. Außerdem werden im MMA-Sport gegenüber den zehn Unzen schweren Boxhandschuhen nur vier Unzen leichte Faustschützer getragen, die die Schlagwirkung um einiges vergrößern.

„Als ich zum ersten Mal diese kleinen MMA-Faustschützer anzog, wusste ich nicht, was ich damit tun sollte“, erinnert sich Toney. „Ich fragte, ob ich damit gegen die Speedbag oder den Sandsack schlagen soll. Es hieß: ‚Nein, damit wirst du kämpfen.‘ Ich war sehr erstaunt. Daraufhin wies ich meinen Manager an, er solle schon einmal Geld für die Kaution auftreiben, denn wenn ich jemanden mit diesen Faustschützern treffe, wird nichts mehr von ihm übrig bleiben.“

„Das ist kein Boxkampf“, antwortet Couture. „Es ist egal, was für Faustschützer er anziehen wird. Ich habe ohnehin nicht vor, in einen offenen Schlagabtausch zu gehen. Das wäre dumm von mir. Ich werde mit ihm clinchen und mit Dirty Boxing arbeiten. Er wird meine Fäuste, Knie, Ellenbogen und meine Schultern im Gesicht haben.“

Und dann wird Couture Toney in hohem Bogen auf die Matte krachen lassen und den Kampf mit einem Aufgabegriff oder seiner Spezialität, Ground and Pound aus der Half Guard, beenden. Dieses Szenario ist das am nächsten liegende. Aber am 28. August ist Toney nur einen einzigen Schlag davon entfernt, die MMA-Welt zu schockieren.